R wie Resilienz – warum ESG eine vierte Säule braucht

Veröffentlicht am:

12 / 12 / 2022

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Die letzten zweieinhalb Jahre haben deutlich gemacht, dass Stabilität keine Selbstverständlichkeit ist. Gravierende politische und soziale Unruhen von internationaler Tragweite, eine globale Pandemie sowie die immer deutlicher spürbar werdenden Folgen des Klimawandels gehen nicht spurlos an uns vorbei. Wie wir als Gesellschaft unser Leben, unsere Arbeit und unser soziales Miteinander gestalten, hat sich durch all diese Faktoren vielleicht unwiederbringlich verschoben.

Der gewerblichen Immobilienwirtschaft kommt als einem der wichtigsten Akteure in diesen krisengeprägten Zeiten eine ganz eigene Rolle zu. Die Immobilienbranche zählt zu den größten Verursachern der weltweiten Kohlenstoffemissionen – eine Tatsache, der wir uns stellen müssen – und wollen. Das sind jedoch nicht nur schlechte Nachrichten. Es stimmt: Der Beitrag zu einem kontinuierlichen Anstieg der CO2-Emissionen muss begrenzt werden. Doch blickt man positiv auf diese vor uns liegende Herausforderung, so besteht darin eine echte Chance für die Industrie, sich zusammenzuschließen und gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Nur dann können wir sicherstellen, dass die Emissionen gemäß wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen gesenkt werden, damit das 1,5 Grad-Ziel erreicht wird. Und nur dann können wir  Räume schaffen, die zukunftssichere Umgebungen darstellen.

Um Initiativen zu priorisieren, die dem Klimawandel entgegenwirken sowie erzielte Fortschritte messbar zu machen, orientieren sich Gebäudeeigentümer:innen und -verwalter:innen an den ESG-Kriterien. Vor Kurzem wurde allerdings deutlich, dass ESG allein keinen ausreichenden Bezugsrahmen darstellt, wenn wir unseren Sektor  robust aufstellen wollen, um flexibel mit potenziellen künftigen Krisen umgehen zu können. Resilienz ist hier das Stichwort.

Warum Resilienz?

Auch wenn wir das nicht gerne hören, wird zunehmend klar, dass wir den Klimawandel nicht vollständig verhindern können. Unsere Priorität liegt also darin, sicherzustellen, dass wir Räume schaffen, die diesen Veränderungen standhalten, während wir zugleich versuchen, das Ausmaß und die Geschwindigkeit des Klimawandels zu verringern.

Im Immobilienkontext lässt sich Resilienz unter drei wesentlichen Aspekten betrachten. Die Fähigkeit, sich an Veränderungen (ob umweltbedingter oder gesellschaftlicher Art) anpassen zu können bzw. die Flexibilität, mit konstantem technologischem Wandel Schritt zu halten, wird dabei stets vorausgesetzt. Dazu gehören:

  1. Die Resilienz eines Gebäudes an sich: Wie lässt sich die physische Infrastruktur des Gebäudes an die globalen Herausforderungen anpassen, zum Beispiel vor dem Hintergrund von möglichen Stromausfällen und wetterbedingten Auswirkungen? Dazu könnte die Einrichtung eines Überschwemmungsschutzes im Serverraum oder einer Notstromversorgung für kritische Systeme gehören.
  2. Die Resilienz der in einem Gebäude installierten technologischen Ausstattung: Wie zukunftssicher und resilient ist die in einem Gebäude installierte technologische Ausstattung, zum Beispiel im Hinblick auf eine potenzielle Überalterung, weil Technologien nicht upgradefähig und/oder nicht mehr betriebsfähig sind? Beispielhaft ist hierfür die Bereitstellung einer Mobilfunkverstärkung im Gebäude, die nicht 5G-kompatibel ist.
  3. Die technologische Ausstattung, die ein Gebäude resilienter macht: Wie stark wirkt sich die vorhandene technologische Ausstattung langfristig auf die Anpassungsfähigkeit eines Gebäudes aus, zum Beispiel auf eine durch die Pandemie angestoßene Verlagerung auf flexible Arbeitsmodelle? Dies könnte die Einrichtung cloudbasierter Technologien für die gesamte IT-Infrastruktur einschließen, um ein ortsunabhängiges Arbeiten zu ermöglichen.

Welche Rolle spielt die Technologie im Kontext von ESG+R?

Durch die Einführung von ESG+R-Zielen stehen Gebäudeeigentümer:innen und -verwalter:innen unter einem enormen Druck. Sie müssen nachweisen, wie sie diese Ziele verfolgen und verbessern. Inakurates Reporting oder Greenwashing kann schwerwiegende Konsequenzen mit sich bringen. Wenn wir Immobilien entwickeln wollen, die langfristig eine positive Veränderung herbeiführen und die herausragende Nutzererlebnisse schaffen, müssen wir unter Einsatz smarter Gebäudetechnologien Informationen aggregieren und analysieren, um bessere Entscheidungsgrundlagen zu schaffen.

Moderne Gebäude sind mittlerweile so komplex gestaltet, dass es dem Menschen unmöglich ist, die Vielzahl an Parametern zu überwachen, geschweige denn die vielen miteinander verknüpften Systeme in Echtzeit zu optimieren. Die in einem smarten Gebäude eingesetzten Technologien sind dagegen in der Lage, jeden einzelnen Datenpunkt zu überwachen und nach und nach zu lernen, wie jedes System optimiert werden kann, um somit das gesamte Gebäude so effizient und effektiv wie möglich zu betreiben.

Ist technologische Überalterung der Preis, den wir zahlen müssen?

Bei der Umsetzung einer ESG+R-Strategie in Gewerbeimmobilien spielt Technologie eine entscheidende Rolle. Doch es ist mindestens genauso wichtig, dass die ESG+R Strategie proaktiv vorangetrieben wird, anstatt abzuwarten und dann zu reagieren. Auch wenn wir den Klimawandel nicht völlig aufhalten können, ist es zumindest unsere Aufgabe, Immobilien so zu gestalten, dass diese zu einer Verringerung von Emissionen führen und dabei gleichzeitig widerstandsfähig gegen deren Auswirkungen sind. Wenn wir uns die verfügbaren smarten Technologien nicht zu Nutze machen, um diese Ziele zu verfolgen, werden wir eines Tages mit Gebäuden dastehen, die als gestrandete Investitionen nicht verwertbar und letztlich unbrauchbar sind.

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